Dachten Geflügelhalter und Insider der Branche kurz nach der Jahrtausendwende, mobile Geflügelställe seien nur ein vorübergehender Trend, setzt sich das Interesse hauptsächlich beim klassischen Direktvermarkter weiterhin fort. In den Jahren ab 2000 entwickelte sich zunächst vorwiegend im ökologischen Landbau die Nachfrage nach mobilen Stallsystemen für Geflügel. Hintergrund war in diesem Produktionssegment der Wunsch, ein praktikables System zu finden, um Überweidung und punktuell höheren Nährstoffeintrag im stallnahen Bereich zu vermeiden. Zunächst wurden diese Ambitionen von konventionell wirtschaftenden Betrieben, vorrangig vor dem Hintergrund von Hygiene und Praktikabilität, überwiegend kritisch beäugt.
Vor einigen Jahren stieg auch in kleineren, konventionell vermarktenden Betrieben die Nachfrage nach diesen Systemen. Die landwirtschaftlichen Betriebe reagierten damit auf die veränderte Nachfrage der Konsumenten, die Produkte aus der Region und Nähe zum Erzeugerbetrieb suchen. Hinzu kommt der enorme Werbeeffekt, den ein Mobilstall auf einer hofnahen Weidefläche auf potenzielle Hofladenkunden hat. In den ersten 13 Jahren teilten sich 2 Anbieter den deutschen Markt, ab den Jahren 2016/17 entwickelte sich ein regelrechter Boom, sowohl den Bedarf in den Betrieben als auch produzierende Firmen am Markt betreffend. In dieser Phase wurde Ende 2018 der Bundesverband Mobile Geflügelhaltung e. V. gegründet, zum einen als beratender Partner für die überwiegenden Neu- und Quereinsteiger in der Geflügelhaltung, aber auch als Interessenvertretung und Ansprechpartner für Behörden und Politik.
Mit der Corona-Pandemie erfuhr der Bedarf an Eiern und Geflügel aus dieser Haltungsform 2020 noch einmal einen deutlichen Schub nach oben. Teilweise war der Zulauf auf den Höfen auch dem Umstand geschuldet, dass durch Pandemiebeschränkungen wenig öffentliche Freizeitaktivitäten möglich waren und man mit den Kindern zumindest einen Ausflug zum Bauernhof machen konnte. Mit der Lockerung der Pandemie-Maßnahmen 2021 erfuhr der stetige Aufwärtstrend der Mobilhaltung einen ersten Dämpfer, der „Run“ der Verbraucher auf die Höfe ließ nach. Das übliche „Sommerloch“ dauerte 2021 ungewöhnlich lang bis in den Herbst hinein.
Mit Ausbruch des Ukrainekrieges im Februar 2022 und daraus resultierenden Teuerungsraten der allgemeinen Lebenshaltungskosten erfuhr aufgrund von Kaufzurückhaltung der Kunden der Investitionswille in den direkt vermarktenden Betrieben nahezu einen Stillstand. Ebenso unüberlegt wie manch einer in die Mobilhaltung eingestiegen war, wurden und werden derzeit auch gänzliche Ausstiege aus der Mobilhaltung bemerkt. Es dürfte damit zu rechnen sein, dass sich bei „Normalisierung“ der politischen Lage der Mobiltrend der Einstiege auf das Niveau vor 2016 einpendeln wird.
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